Online-Seminar Digitalisierung in der ambulanten Pflege: Potentiale & erfolgreiche Anwendung am 23. Februar 2022
Welche Bedeutung hat Digitalisierung in der ambulanten Pflege aktuell und in der Zukunft? Welche grundsätzlichen Chancen und Herausforderungen gibt es beim Einsatz digitaler Anwendungen in der ambulanten Pflege? Und welche konkreten Anwendungsfelder existieren schon heute für die ambulante Pflege und wo liegen hier die Vorteile und Stolpersteine?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Online-Seminars „Digitalisierung in der ambulanten Pflege: Potentiale & erfolgreiche Anwendung“ für kleine und mittelständische Unternehmen der Pflegebranche. Die Einladung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL erfolgte in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle, der Wirtschaftsförderung und dem Sozialamt des Kreises Minden-Lübbecke.
Der Referent Dr. Peter Bleses von der Universität Bremen (Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw)) gab den mehr als 20 Teilnehmenden aus dem Kreis Minden-Lübbecke und Umgebung einen Überblick zum Thema sowie praxisnahe Hinweise für eine erfolgreiche Nutzung digitaler Anwendungen in der ambulanten Pflege.
Das Online-Seminar startete mit einer kurzen Umfrage unter den Teilnehmenden zum aktuellen Stand der Digitalisierung im eigenen Unternehmen. Es zeigte sich, dass Pflegesoftware überwiegend bereits in den Zentralen und teilweise auch auf Smartphones bzw. Tablets genutzt wird. Sowohl die Chancen, aber auch die Herausforderungen digitaler Anwendungen wurden von den Teilnehmenden als sehr hoch eingeschätzt.
Peter Bleses schilderte in einem ersten Schritt zusammenfassend die gegenwärtige Umsetzung der Digitalisierung in der ambulanten Pflege und zeigte die Trends in diesem Bereich auf. Hier sind beispielsweise Tele-Care, Ambient Assisted Living (AAL) und digital gestütztes Lernmanagement zu nennen. Der Referent stellte fest, dass die digitale Technik zunehmend alltäglicher Bestandteil auch der eigentlichen Pflegearbeit wird und sowohl Tätigkeiten der Pflege ersetzt, sich zum Teil zwischen die Pflegekräfte und zu Pflegenden schiebt und die Kompetenzanforderungen erweitert.
Daher können die Einführung und Anwendung von Digitalisierung in der ambulanten Pflege nicht nur als rein technischer Prozess gesehen werden. Stattdessen handelt es sich um ein komplexes Veränderungsprojekt mit verschiedenen Dimensionen und Wechselwirkungen. Es stellen sich somit vielfältige neue Anforderungen an Arbeitsorganisation, Führung und Kompetenzen. Dies bedeutet angesichts der massiven Arbeitsbelastung und dem hohem Zeitdruck in der Pflege eine besondere große Herausforderung.
Für eine erfolgreiche Einführung und Nutzung digitaler Anwendungen sollte daher nicht der reine Effizienzgewinn, sondern der konkrete Nutzen für die Arbeitsqualität in den Fokus gestellt werden. Hier gilt es, beteiligungsorientiert vorzugehen und das Veränderungsprojekt vor allem an den Bedarfen und Hauptbelastungen der Pflegekräfte auszurichten. Hilfreich sind beispielsweise eine vereinfachte Pflegedokumentation, eine verbesserte Planbarkeit von Touren durch digitale Vorinformation und kleine Hilfen für unterwegs in Form digitaler Kurzanleitungen.
Abschließend verwies Peter Bleses auf verschiedene Informationsangebote, die Handlungsleitfäden für die Praxis sowie einen Überblick über Fördermöglichkeiten und Beratung anbieten.
Ende Januar nutzten zehn Teilnehmende aus ausgezeichneten „Familienfreundlichen Unternehmen im Kreis Herford“ die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Instrumente für gelingende Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ihre konstruktive Kommunikation auszutauschen. Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung lag im gegenseitigen Kennenlernen sowie dem Gespräch über Tipps und Anregungen aus der Praxis.
Zu Beginn des Seminars präsentierten die Referentin Grit Wunderlich und Meike Stühmeyer-Freese vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL im Dialog spannende Schlaglichter aus dem Auszeichnungsverfahren 2021. Besonders positiv aufgefallen ist die gestiegene Zahl der zertifizierten Unternehmen mit einem hohen Anteil kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Immer mehr Unternehmen nehmen für familienfreundliche Maßnahmen nicht mehr ausschließlich die weiblichen Beschäftigten als oftmals Hauptverantwortliche für Careaufgaben in den Fokus. Auch bei männlichen Beschäftigten ist die Nachfrage nach Elternzeit und einer vereinbarkeitsfördernden Arbeitsorganisation deutlich gewachsen. Für immer mehr Unternehmen erhält zudem das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine hohe Relevanz.
Grundsätzlich ist für die Nutzung familienfreundlicher Angebote im Unternehmen entscheidend, dass diese für alle Mitarbeitenden transparent sind und aktiv angeboten werden. Aus dem bestehenden Portfolio können dann individuell passende Lösungen für einzelne Beschäftigte gestrickt werden. Dabei gilt, dass Lösungen am besten im Dialog entstehen. Dies gelingt nicht ohne die passende Kommunikation im Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund diskutierten die Teilnehmenden in drei moderierten Kleingruppen anhand von Leitfragen Themen rund um Familienfreundlichkeit und Kommunikation. Die Ergebnisse der Austauschrunden wurden anschließend ins Plenum getragen und dort diskutiert.
Bei der internen Kommunikation wurde deutlich, dass zur Informationsweitergabe familienfreundlicher Angebote im Unternehmen die Papierform – ob als Anlage bei der Lohnabrechnung oder am Schwarzen Brett – noch lange nicht ausgedient hat. Als entscheidendes Mittel der internen Kommunikation wird aber die persönliche direkte Ansprache der Führungskräfte an die Mitarbeitenden betrachtet. Angesichts der pandemiebedingt seltener gewordenen persönlichen Kontakte im Betrieb muss hierfür die Kommunikation bewusster als zuvor gesucht werden. Etabliert haben sich in immer mehr Unternehmen zudem Austauschgruppen und weitere Diskussionsformate, um familienfreundliche Maßnahmen und ihre Ausgestaltung an den vorhandenen Bedarfen auszurichten.
Deutlich wurde bei der externen Kommunikation, dass der überwiegende Teil der Unternehmen Familienfreundlichkeit bereits bewusst bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden nutzt und als Benefit in Bewerbungsgesprächen anbringt.
Rund 65 Teilnehmende – Personalverantwortliche aus Unternehmen, Unternehmens- und Personalberaterinnen und -berater – nahmen an der Online-Veranstaltung „Mit ‚visuellem Storytelling‘ weibliche Fach- und Führungskräfte ansprechen“ am 26. Januar 2022 teil.
Passend zum Thema begann Nora Feist mit einer kurzen Geschichte darüber, wie sie vor 12 Jahren Geschäftsführerin von Mashup Communications GmbH in Berlin wurde, einer PR-Agentur, die im Kern das Storytelling einsetzt, um Marken aufzubauen - sowohl Produkt- als auch Arbeitgebermarken.
Die Agentur wird nicht ausschließlich als Auftragnehmerin von Unternehmen tätig, sondern forscht auch eigenständig. So hat Mashup Communications vor zwei Jahren die Karriereseiten der DAX 30 – Unternehmen auf ihre Bildsprache hin untersucht, um herauszufinden, welche Bilder von Menschen in verschiedenen Berufen und/oder Qualifikationsstufen dort verwendet werden. Denn mit diesen Bildern wird den Besucherinnen und Besuchern der Homepage vermittelt, wie sich Unternehmen ihre typischen Auszubildenden, Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sowie Mitarbeitende mit Berufserfahrung vorstellen. Vergleichskategorien waren neben Geschlecht auch die Darstellung im Hinblick auf Mimik, Alter, Bildkomposition, Aktion & Aktivität sowie Statur.
Die Ergebnisse waren ernüchternd.
95% der abgebildeten Frauen entsprachen dem Schönheitsideal schlank und nur 5% wirkten erkennbar älter als 50 Jahre; 80% wirkten sogar jünger als 35 Jahre. Signifikant häufiger wurden Frauen lächelnd (79%) dargestellt – im Gegensatz zu 66% lächelnden und 34% eher ernst/konzentriert blickenden Männern. Die Professionals (= Berufserfahrene) auf den Karriereseiten sind häufiger männlich, schlank und erfahren.
In den verschiedenen Qualifikationsstufen – von Praktikantinnen und Praktikanten, über Azubis und Studierende, BerufseinsteigerInnen und Professionals werden durchweg häufiger Männer als „die starken Macher“ präsentiert, die erklären, Anweisungen geben, das Team mitreißen etc. In der Kategorie der „starken Macher“ ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen 2/3 zu 1/3.
Auszubildende sind häufiger dargestellt als männlich, fleißig, am Band oder an der Maschine, was eher das Bild der „harten Lehrjahre“ vermittelt, während Studierende häufiger „lachend im Park“ o.ä. dargestellt werden.
Schon allein im Hinblick auf die Bildsprache ergeben sich also viele Anknüpfungspunkte, wenn Unternehmen ihre Karriereseiten in Rekrutierungs- und Personalmarketingaktivitäten mehr auf weibliche Fach- und Führungskräfte ausrichten möchten. Visuelles Storytelling ist dabei ein Baustein.
Weitere Ergebnisse können in der Veröffentlichung der Studienergebnisse auf der Seite von Mashup Communications eingesehen werden.
Im zweiten Block des Impulsvortrags behandelte Nora Feist die Grundprinzipien des Storytelling, u.a. wie man mit einer „Heldenreise“ eine emotional ansprechende Geschichte erzählt. Dabei kann der Begriff Geschichte sowohl den Werdegang des Unternehmens als auch die Entstehung des Produkts betreffen. Darüber hinaus kann Storytelling dazu verwendet werden, um die Tätigkeiten der individuellen Mitarbeitenden zu erzählen und/oder welchen Zugang sie zum Unternehmen oder ihren Beruf dort haben. Dies fließt sowohl ins „Corporate Branding“ als auch ins „Employer Branding“ ein, weshalb die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen in diesen Bereichen idealerweise Hand in Hand gehen sollten.
Als Tipps für die Überarbeitung der Karriereseite (ggf. auch des gesamten Web-Auftritts) gibt Nora Feist folgende sechs Empfehlungen, um ein vollständiges Bild des Unternehmens zu zeichnen:
Veranstalterinnen des Online-Seminars waren das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld sowie die WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH.
Bild oben: Nora Feist | Mashup Communications GmbH
Bild unten: Christina Rouvray | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Welche Führungskompetenzen werden in der Arbeitswelt 4.0 benötigt? Warum sorgt Diversität im Unternehmen für mehr Innovationen und fördert die Kreativität? Diese Fragen wurden am 19. Januar in dem Online-Seminar des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL beantwortet. An der Online-Veranstaltung nahmen rund 22 Personalverantwortliche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Kreis Lippe und der Region OWL teil.
Die Referentin Ines Eulzer ging zu Beginn ihres Vortrags auf Führungsqualitäten ein, die benötigt werden, um als Führungskraft den aktuellen Herausforderungen standzuhalten. Zu den Herausforderungen gehört zum einen die VUKA-Welt und damit verbunden New Work sowie Agilität und zum anderen die neuen Generationen (Y und Z), die auf den Arbeitsmarkt kommen und ein neues Werteverständnis an ihren Beruf sowie den jeweiligen Arbeitgebenden mitbringen. Hinzu kommen neue Technologien, die Digitalisierung, der Klimawandel und die Corona-Pandemie.
Diese Herausforderungen verlangen Führungsverantwortlichen folgende Kompetenzen ab: Es bedarf Empfindungsvermögen sowie Intuition. Durch die neuen Genrationen und die neuen Arbeitsmethoden wird ein kooperativer Führungsstil verlangt, welcher es versteht, selbstorganisierte Teams zu leiten bzw. zu coachen. Die Führungskräfte in der Arbeitswelt 4.0 entwickeln sich zunehmend zu Moderierende ihrer Teams.
Im Anschluss ging Ines Eulzer auf den Unterschied von männlichen und weiblichen Führungsqualitäten ein. Der männliche Führungsstil charakterisiert sich dadurch, dass rationales und analytischen Handeln und Denken im Vordergrund stehen. Gewinn und Erfolg gelten als die wichtigsten Ziele.
Weibliche Führungsqualitäten hingegen spiegeln einen großen Teil der neuen Führungskompetenzen wider: Kooperatives Handeln, Intuition, ganzheitliches Denken sowie Handeln und Empathie.
Daraus lässt sich schließen, dass Führungskräfte, ob Männer oder Frauen, welche weibliche Führungskompetenzen besitzen, mit ihren Mitarbeitenden erfolgreicher sind und damit einen großen Teil zu dem Unternehmenserfolg beitragen. Heterogene Führungsebenen und Teams sind nachweislich produktiver, innovativer sowie kreativer und können somit agiler auf Veränderungen oder Herausforderungen reagieren.
Die Erfolge sind auf verschiedenen Ebenen spürbar: Der wirtschaftliche Erfolg steigert sich. Die Unternehmenskultur wird diverser, die Chancengleichheit wird gefördert. Im Bereich der Führungsebenen sollten weibliche Führungsskills verstärkt geschult und gelebt werden, und zwar nicht nur von weiblichen Führungskräften. Allerdings sollten sich die weiblichen Führungsqualitäten weiterhin im Gleichgewicht mit männlichen Führungsqualitäten befinden.
Von oben:
Tabea Mälzer | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Ines Eulzer | denk neu, Agentur für Unternehmensentwicklung
Hybrides Arbeiten beschreibt die Kombination aus Arbeiten im Unternehmen einerseits und mobilem Arbeiten andererseits. Mit der zunehmenden Digitalisierung und spätestens durch die Auswirkungen der Pandemie ist diese Arbeitsform in den meisten Unternehmen zum Alltag geworden. Von dieser Entwicklung können insbesondere weibliche Beschäftigte als oftmals Hauptverantwortliche von Care-Aufgaben profitieren.
Doch was ist der individuell passende Mix für das eigene Unternehmen zwischen Arbeit im Büro und Homeoffice? Wie kann man mit unterschiedlichen Wünschen, Bedürfnissen und Anforderungen innerhalb der Belegschaft umgehen? Und wie lassen sich Kommunikation, Führung und Unternehmenskultur an hybrides Arbeiten anpassen?
Diese Fragen diskutierten in einem dreistündigen Online-Workshop am 18. Januar 2022 etwa zehn Teilnehmende aus kleinen und mittelständischen Unternehmen in OWL. Moderiert aus dem Kreis Minden-Lübbecke, führte Kristin Morgenstern von der AviloX GmbH (Leipzig) mit Hilfe kurzer Inputs und der gemeinsamen Arbeit an einem digitalen Whiteboard durch den Vormittag.
In der Vorstellungsrunde schilderten die Teilnehmenden ihre Wünsche und Erwartungen an den Workshop. Die Wortmeldungen machten die Vielfalt der Themen und Herausforderungen rund um die hybride Zusammenarbeit in den Unternehmen deutlich.
Zunächst standen jedoch nicht die Problemlagen im Mittelpunkt. Stattdessen erarbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen und anschließend im Plenum ihre bereits erreichten Erfolge und positiven Entwicklungen bei der Nutzung hybrider Zusammenarbeit.
Im Optimalfall kann hybrides Arbeiten das Beste aus beiden Welten verbinden. Zugleich machte die Referentin auch deutlich, dass es zugleich Spannungsfelder in hybriden Teams gibt. Diese müssen Beachtung finden. Beispielhaft lassen sich „Informiert sein“ versus „Konzentriertes Arbeiten“ oder auch „Sachlich orientierte Information“ versus „Emotionaler Austausch“ nennen.
Die Herausforderungen in den Unternehmen wurden mit Hilfe der Methode Lean Coffee durch die Teilnehmenden zunächst priorisiert und anschließend gemeinsam diskutiert. Schwerpunkte waren hier Impulse für eine gute Mischung, der Umgang mit Ungleichheit und die Möglichkeiten von Desk Sharing.
Für einen Blick in die Zukunft wurde in Kleingruppen diskutiert, welche Planungen die Teilnehmenden konkret im eigenen Unternehmen umzusetzen möchten. Kristin Morgenstern machte deutlich, dass die Vision im Unternehmen (Warum?), das Miteinander (Wie?) und die Rahmenbedingungen (Was?) vorausschauend und bewusst gestaltet werden sollten.
Bei der abschließenden Diskussion im Plenum waren sich die Teilnehmenden einig, dass eine zustimmende, unterstützende Haltung der Führungskräfte für erfolgreiches hybrides Arbeiten essentiell ist.
Am 25. November 2021 kamen 36 Personalverantwortliche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh und Umgebung in dem Online-Seminar „Erfahrungsaustausch | Employer Branding: Auf dem Weg zu einer gendersensiblen Sprache in der Unternehmenskommunikation“ zusammen. Die Online-Veranstaltung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf fand in Kooperation mit der pro Wirtschaft GT und der Gleichstellungsstelle des Kreises Gütersloh statt.
Welche Gründe sprechen für die Einführung einer gendersensiblen Sprache und welche dagegen? Welche Arten einer gendersensiblen Sprache in Wort und Schrift gibt es? Antworten auf diese Fragen erhielten die Teilnehmenden in dem Erfahrungsbericht von Matthias Borner.
Zunächst ging Matthias Borner auf die Vor- und Nachteile ein. Dabei nannte er diese Vorteile: Durch eine gendersensible Ansprache werden alle Personen (Gender-Identitäten) einbezogen. Bei der Verwendung des generischen Maskulinums hingegen, fühlen sich hauptsächlich Männer angesprochen. Eine gendersensible Sprache entspricht zudem gesellschaftlichen Fortschritten und Trends. Außerdem wird von Teilen der Gesellschaft, wie z.B. der Generation Z, eine Gleichberechtigung in der Sprache verlangt.
Auf der Gegenseite stehen folgende Argumente: eine gendersensible Sprache, versehen mit Sonderzeichen, erschwert die Barrierefreiheit. Die Sonderzeichen können z.B. nicht in Blinden- oder Gebärdensprache übersetzt werden. Außerdem wird die Lesbarkeit erschwert und es erfordert mehr Sensibilität und Nachdenken beim Formulieren von Texten oder Ähnlichem.
Das Unternehmen Deutsche Post Adress GmbH geht bei der gendersensiblen Kommunikation folgendermaßen vor: Je nach Anwendungsfeld oder Unternehmensbereich werden unterschiedliche Versionen genutzt. Es kann die Paarform ausformuliert (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter), ein genderneutraler Begriff (Mitarbeitende) oder die Doppelpunkt-Lösung (Mitarbeiter:innen) verwendet werden.
Wirkt sich eine gendersensible oder genderneutrale Unternehmenskommunikation auf das Employer Branding eines Unternehmens aus? Auch hierzu hatte Matthias Borner passende Antworten.
Unternehmen durchleben einen stetigen Wandel. Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Agilität gewinnen immer mehr an Bedeutung - so auch das Thema Diversität.
Eine gendersensible Sprache fördert die Diversität, nicht nur intern, sondern auch extern. Das Unternehmensimage wird aufgewertet und auch die Resonanz auf Stellenausschreibungen erhöht sich.
Matthias Borner zeigte in seinem Vortrag deutlich, dass es zum einen verschiedenste Arten von gendersensibler/genderneutraler Sprache gibt. Er betonte außerdem, dass die Verwendung nicht von Beginn an perfekt sein muss und dass Fehler erlaubt sind. Es ist ein Lernprozess, aus dem die Unternehmen sehr profitieren können.
Von oben:
Tabea Mälzer | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Dr. Marita Reinkemeier | pro Wirtschaft GT
Matthias Borner | Deutsche Post Adress GmbH & Co. KG
Wie können Karrierewege nach dem Hochschulabschluss aussehen? Wie verlaufen besonders weibliche Berufsbiografien? In welchen spannenden Arbeitsfeldern kann ich mit meinem Hochschulabschluss in der Wirtschaft tätig sein? Und wie kann ich Netzwerke zu berufstätigen Frauen aufbauen, die schon mitten im Berufsleben stehen?
5 Unternehmen aus OWL – mehrere Netzwerkrunden – ca. 80 Teilnehmerinnen und Mitwirkende. Studentinnen in verschiedenen Qualifikationsstufen und Doktorandinnen vieler Fachbereiche aus der Universität und Fachhochschule Bielefeld nutzten die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und sich mit Frauen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen über Fragen zur Karriereplanung auszutauschen. Denn das Potential an Möglichkeiten dafür war groß.
Diskutiert wurden u.a. die große Bedeutung von Praxiserfahrung, der Umgang mit „ungeraden“ Lebensläufen, einige Tipps zu Gehaltsverhandlungen und das Netzwerken als Teil der strategischen Karriereplanung, auch im Hinblick auf den beruflichen Aufstieg.
Die eingeladenen Praxisvertreterinnen gaben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und zeigten anhand ihrer eigenen Biografien wie unterschiedlich und bunt die Karrierewege von Akademikerinnen verlaufen können – vom Einstieg auf geradem Weg von der Werksstudentin zur Mitarbeiterin über eine Zeitarbeitsfirma bis hin zum Einstieg über eine Traineestelle. Betont wurde, wie wichtig im Einzelnen neben dem Fachwissen praktische Erfahrungen waren, die bereits in Studien- oder Promotionszeit erworben wurden. So können Praktika oder eine Tätigkeit als Werksstudentin den Grundstein für den Berufseinstieg in Unternehmen sein. Und selbst dann, wenn anschließend ein anderer Weg eingeschlagen wird, werden durch praktische Erfahrungen in der Studienzeit (einschließlich der aus „unqualifizierten“ Aushilfsjobs) auch wertvolle Kompetenzen erworben, die im späteren Berufsleben hilfreich sein können, wie beispielsweise Kommunikationskompetenz mit Kundinnen und Kunden sowie mit Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsumfeld.
Die Mitwirkenden betonten außerdem, dass persönliche Schlüsselerlebnisse, Mut sowie Leidenschaft für ein Thema beim Berufseinstieg eine wichtige Rolle spielen. „Nur wenn man für etwas brennt, wird es richtig gut“. Deutlich wurde auch, dass sich der rote Faden zwischen Studienwahl und Berufswahl nicht automatisch erschließen ließ. Auch wenn es hilfreich sein kann, ein Ziel vor Augen zu haben, kann es jedoch in manchen Situationen sinnvoll sein, vom geplanten Weg abzuweichen.
Die Mitwirkenden ermutigten dazu, auch größere berufliche Herausforderungen anzunehmen, selbst wenn man spontan zunächst denkt, vielleicht noch nicht alle erforderlichen Kompetenzen unter Beweis stellen zu können.
Diese Veranstaltung fand am 1. Dez 2021 bereits zum fünften Mal statt und zum zweiten Mal in rein digitalem Format. Durch die Bereitstellung digitaler „Kaminzimmer“ am Ende der Veranstaltung wurde stärker darauf hingewirkt, den Austausch von Erfahrungen, Tipps und Ideen für die Berufswegplanung in kleineren, persönlichen Gesprächsrunden zu ermöglichen.
Einige „O-Töne“ aus den Feedbackbögen am Ende der Veranstaltung zur Frage „Was habe ich aus der Veranstaltung mitgenommen?“:
„Inspiration zu möglichen Tätigkeitsfeldern“
„Zuversicht und dass ich mich auf das Bewerben freue“
„Viele Tipps und Infos, wie und wann man den Bewerbungsprozess beginnen sollte und dass man einfach mal ausprobieren und wahrscheinlich auch ein paar Mal scheitern muss.“
„Mut und Selbstbewusstsein haben, die eigene Karriere in Angriff zu nehmen“
„Viele informative und motivierende Tipps, war letztes Jahr schon dabei und fand es wieder total toll und hilfreich. Vielen lieben Dank an alle.“
Mitwirkende der Veranstaltung und ihre Arbeitsfelder:
Marlene Katern | Employer Branding/ Partner ENEA | Baxter Oncology GmbH
Kirsten Käuper | Projektmanagerin AMTEC® | Böllhoff Verbindungstechnik GmbH
Christine Korn | Head of Customer Management | DMG MORI Digital GmbH
Bianca Rolf | Leitung Akademiemanagement und Training, Projektmanagement, Trainerin und Beraterin | synartIQ GmbH
Dr. Meike Wocken | Data Scientist & Standortleiterin | codecentric AG
Veranstaltet wurde der Workshop von folgenden Kooperationspartnerinnen:
Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Career Service und Gleichstellungsbüro der Universität Bielefeld
Fachhochschule Bielefeld
Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld
Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEGE Bielefeld mbH
Immer mehr Unternehmen verpflichten sich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und erreichen damit Motivation und Zufriedenheit ihrer Beschäftigten
Familienfreundlichkeit ist ein Standortfaktor. Da sind sich alle Teilnehmenden an der Online-Zertifikatsverleihung für „Familienfreundliche Unternehmen im Kreis Höxter 2021“ einig. Aber das ist nur einer der Gründe, warum sich die insgesamt 26 Unternehmen im Kreis Höxter haben auszeichnen oder rezertifizieren lassen. Drei neue Unternehmen, elf rezertifizierte Unternehmen aus 2021 und zwölf aus 2020 bekennen sich zu Flexibilität, Unterstützungs- und Beratungsangeboten, zu Notfallplänen und individuellen Lösungen für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Natürlich ist die Gewinnung von neuen Beschäftigten ein Faktor für die Entscheidung, die eigenen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beurteilen und auszeichnen zu lassen. „Viel öfter werden in diesem Jahr bei der Frage nach dem Grund für die Unternehmen sich auszeichnen zu lassen aber die Motivation und Zufriedenheit der eigenen Belegschaft genannt“, berichtet Gerrit Fischer, Projektmanagerin vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL.
Das betonte auch Landrat Michael Stickeln, der aus dem Konferenzraum der GfW ein Grußwort an die Teilnehmenden richtete: „Familienfreundlichkeit ist längst kein weicher Sympathiefaktor mehr. Im Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte ist Familienfreundlichkeit bei der Wahl des Arbeitgebers längst ein Kriterium mit großem Gewicht. Unternehmen, die dabei nicht punkten können, überlassen das Feld den Mitbewerbern. Wer jedoch eine familienbewusste Personalpolitik umsetzt, kann als attraktiver Arbeitgeber nur gewinnen und genießt zudem ein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit. Das Gütesiegel 'Familienfreundliches Unternehmen' ist bei uns im Kreis Höxter hierfür längst ein Markenzeichen geworden. Die familienfreundlichen Unternehmen machen unseren Kreis Höxter lebens- und liebenswert."
Genau dieses Ziel haben drei Unternehmen vor Augen, die bereits im August in den Prozess der Auszeichnung starteten: die Wäscherei Schopp aus Bad Driburg, die Park Klinik Bad Herrmannsborn und Verpackungsspezialist Wentus aus Höxter. Sie begannen mit einem umfangreichen Fragebogen über ihre bereits vorhandenen Maßnahmen und Pläne für die Weiterentwicklung, gefolgt von zwei Workshops zum Thema Vereinbarkeit und Kommunikation, in denen die Unternehmen miteinander, aber auch voneinander lernen konnten. Von Gerrit Fischer und der externen Beraterin Grit Wunderlich, die den Prozess begleitet, bekamen sie im eigenen Unternehmen einen Besuch. Außerdem bereiteten sie eine Präsentation für die Jurysitzung vor und stellten sich im Anschluss den Fragen der Jury. Nach vier intensiven Monaten können sie stolz sein auf ihre Auszeichnung als familienfreundliches Unternehmen.
Ein bisschen schneller ging es bei den elf rezertifizierten Unternehmen, die Stadt Warburg, die Bäckerei Engel, die Stadt Marienmünster, die Hobatex GmbH, der Senioren-Park carpe-diem GmbH in Bad Driburg, Konrad Reitz Ventilatoren, Gebr. Becker, Auto Hillebrand, Gockeln Metallbau, die INTEG und die Stadt Brakel. Neben dem Ausfüllen des Fragebogens und einer kleinen Präsentation für eine Videokonferenz, ging es hier vor allem darum, ob die Ziele, die sich jedes Unternehmen bei der Auszeichnung gesetzt, erfüllt wurden und was für die Zukunft an neuen Plänen gefasst wurden.
Gekrönt wurde der Prozess von der feierlichen Zertifikatsübergabe. Das Besondere: zum ersten Mal feierten alle Unternehmen, die 2013, 2015, 2017, 2019 und 2021 ausgezeichnet wurden, gemeinsam. Die zwölf rezertifizierten Betriebe aus 2020 waren ebenfalls zur Verleihung in diesem Jahr eingeladen, nachdem sie im vergangenen Jahr abgesagt werden musste. Rezertifiziert wurden letztes Jahr Chemical Check, Goeken Backen, die Marcus Klinik, Jung und Alt Ambulante Soziale Hilfen e.V., Kaiser Haus, die Kath. Hospitalvereinigung Weser – Egge, der Kreis Höxter, die Lebenshilfe Brakel Schulen, Wohnstätten und Assistenzdienste, die Sparkasse Höxter, die Vereinigte Volksbank eG, die Verbund Volksbank OWL und die Stadt Willebadessen.
„Die Zertifikatsverleihung mit allen ausgezeichneten Unternehmen ist immer ein besonderer und wichtiger Moment. Nicht nur, dass es den Endpunkt für den laufenden Prozess markiert – wir zeichnen Unternehmen aus, die bereit sind, für mehr Vereinbarkeit von privaten und beruflichen Belangen einen Schritt mehr zu gehen und da ist es uns wichtig, dieses Engagement und ihre erfolgreiche Auszeichnung zu feiern“, betont Michael Stolte, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, der das Projekt 2013 gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL aus der Taufe gehoben hat.
Doch in Präsenz geht ab Ende November kaum noch was und so wird auch die Zertifikatsverleihung kurzerhand in eine Online-Veranstaltung umgewandelt. Gut Bewährtes wird dennoch beibehalten, wie das Interview, das Auditorin Grit Wunderlich mit den drei Neu-Zertifizierten führte und das Symbol des Leuchtturms, das zum Motto der Erstausgezeichneten wurde, zum Mittelpunkt hat. Auch die Laudationen für die ausgezeichneten Unternehmen durften nicht fehlen. Allerdings kommen die Zertifikate in diesem Jahr mit der Post kommen und können nicht persönlich übergeben werden.
Trotz des Online-Formats wurden die ausgezeichneten Betriebe aktiv mit einbezogen. Auf die Frage, welcher Begriff den Teilnehmenden als erstes in den Kopf kommt, wenn sie an Vereinbarkeit denken, wird nicht ohne Grund am häufigsten Flexibilität genannt, doch auch Schlagworte wie wichtig, Balance, Offenheit, Kompromisse oder auch Kommunikation zeigen das breitaufgestellte Verständnis der Unternehmen zur familienfreundlichen Personalpolitik.
Projektleiterin Gerrit Fischer zieht ein positives Fazit: „Auch wenn wir nicht persönlich zusammen sein konnten, hatten wir mit dem Online-Format die Möglichkeit, in die Büros und Arbeitszimmer im ganzen Kreis Höxter zu schauen und das hat uns näher zusammengebracht.“ Sie beglückwünscht die Unternehmen nochmal und wünscht ihnen, den Schwung und die Motivation aus dem Moment mitzunehmen und der Familienfreundlichkeit ihren festen Platz im Arbeitsalltag zu schaffen.
Am 28. Oktober 2021 nahmen rund 15 Interessierte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh an dem Online-Seminar „MINT im Fokus: Heldinnen ausbilden“ des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL teil.
Im Mittelpunkt der Online-Veranstaltung standen weibliche Auszubildene in den MINT-Berufen. Die Referentin Prof. Dr.-Ing. Andrea Kaimann beantwortete mit ihrem Vortrag die Frage, warum Mädchen und junge Frauen nur zögerlich technische oder naturwissenschaftliche Berufe wählen.
Die Berufswahl von Mädchen und Frauen wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählen Rollenbilder bzw. Rollenzuschreibungen sowie die gesellschaftliche und kulturelle Sozialisation und die Berufsvorstellung, welche zumeist durch das Elternhaus oder das direkte Umfeld geprägt wird.
Frauen und Mädchen werden bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen zugesprochen. Dieses hat zur Folge, dass man ihnen „Frauenberufe“ aus dem sozialen oder erzieherischen Bereich näherbringt und ihnen somit abtut für „Männerberufe“ geeignet zu sein. Auch von ihrem sozialen Umfeld werden sie oftmals unterschätzt oder Vorurteile werden etabliert. Diese Zuschreibungen beeinflussen das Verhalten, erhöhen den Leistungsdruck und führen schlussendlich dazu, dass weniger Erfolgserlebnisse erlangt werden.
Wie können Unternehmen aus den MINT-Branchen weibliche Auszubildene für die Ausbildungsberufe begeistern und gewinnen? Wie gelingt die Ansprache? Ein essenzieller Faktor, auf welchen Andrea Kaimann eingeht, ist die Rolle der Vorbilder. Ob im privaten Umfeld oder im Unternehmen: Vorbilder prägen den beruflichen Werdegang von jungen Frauen und Mädchen. Bei der Ansprache von potenziellen Auszubildenen sind Role-Models sehr hilfreich. Mit ihnen können sich die Azubis identifizieren und erkennen sie als Ansprechpersonen im Unternehmen. Bei der Ansprache von (weiblichen) Auszubildenen sollte man als Betrieb im Blick haben, welche Werte, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität für die Generation wichtig sind. Eine offene Unternehmenskultur, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sprechen die Auszubildenen ebenfalls an.
Im Kontext der Berufsorientierung empfiehlt es sich, als Unternehmen schon frühzeitig sichtbar zu werden. Durch außerschulische Lernorte sowie Kooperationen mit Schulen können sich Unternehmen bei den Nachwuchstalenten präsentieren. Miriam Kröger von der pro Wirtschaft GT GmbH gab wertvolle Tipps für die Ansprache von Schulen. Es wurde empfohlen sich über folgende Fragen Gedanken zu machen: Welche Schule oder welches Fach ist für das Unternehmen interessant? Welche Altersgruppe / Jahrgangsstufe möchte man ansprechen? Gibt es einen thematischen Bezug zum Lehrplan? Kann man als Unternehmen Lücken im Lehrplan schließen? Neben den Kooperationen mit Schulen wurden noch weitere Angebote vorgestellt. Dazu zählen u.a. MINT-Fonds und der Pakt für Informatik. Weiter Angebote und Beratungsmöglichkeiten sind hier zu finden.
Von oben:
Miriam Kröger | pro Wirtschaft GT
Tabea Mälzer | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Prof. Dr.- Ing. Andrea Kaimann | Fachhochschule Bielefeld
Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit aller Mitarbeitenden sind die Basis eines erfolgreichen Unternehmens. Führungskräfte können hier entscheidende Impulse setzen. Dies lässt sich zusammenfassen unter dem Stichwort „Gesunde Führung“.
Doch was bedeutet gesunde Führung konkret? Was sind die ersten praktischen Schritte hin zur gesunden Führung? Und welche besonderen Herausforderungen ergeben sich hierbei in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Online-Seminars für kleine und mittelständische Unternehmen. Mehr als 60 Teilnehmende aus dem Kreis Minden-Lübbecke und ganz OWL folgten dem engagierten Vortrag der Referentin Marika Köhler (Diplom-Psychologin, Beraterin und Coach). Sie verband die Präsentation von fünf Hauptfaktoren eines gesundheitsorientierten Führungsstils mit konkreten Anregungen und Tipps für die Umsetzung im Unternehmensalltag.
Wesentlich für gesunde Führung ist beispielsweise die bewusste Wertschätzung der Mitarbeitenden. Die Referentin betonte, dass Wertschätzung als wichtiges menschliches Grundbedürfnis zugleich ein entscheidender Gesundheits- und Produktivitätsfaktor ist. Wenn dies vielen Führungskräften auch grundsätzlich bekannt ist, herrscht häufig dennoch im Unternehmensalltag ein Anerkennungsgeiz vor. Ein Grund hierfür kann im hohen Stresslevel der Führungskräfte liegen, wodurch Lob und Anerkennung bei der täglichen Routine leicht vergessen werden. Umso wichtiger ist eine bewusste Verankerung von Wertschätzung der Mitarbeitenden in der Führung. Es lohnt sich, das eigene Verhalten mit Hilfe einer Strichliste zu beobachten, um Wertschätzung aktiv zu integrieren. Als hilfreiches Instrument zur konkreten Ausgestaltung von Lob stellte Marika Köhler den 3-Punkt-Verstärker vor. Zudem stellte sie vermeintlich kleine, aber entscheidende Zeichen der Wertschätzung im Alltag vor, wie beispielsweise ein anerkennender Blick auf Augenhöhe, interessiertes Hinhören oder eine kurze Mail mit Dank oder Glückwünschen.
Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt erzeugt Herausforderungen für gesunde Führung. Einerseits können sich Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilität gesundheitsförderlich auswirken, andererseits entstehen aber auch Risiken einer digitalen Überlastung und der Entgrenzung von Arbeits- und Privatleben. Sowohl Vor- wie Nachteile betreffen Frauen als oftmals Hauptverantwortliche von Care-Aufgaben im besonderen Maße. Marika Köhler hob als entscheidenden Faktor für gesunde Führung auf Distanz besonders die Bedeutung einer aktiven Kommunikation der Führungskraft mit regelmäßigen Rücksprachen hervor. Wesentlich sind zudem teaminterne Digitalisierungsregeln, die gesunde Verhaltensweisen beim Umgang mit den Möglichkeiten von Flexibilisierung und Erreichbarkeit fördern.
Zum Abschluss des Seminars betonte die Referentin, dass Führungskräfte beim Einsatz für gesunde Führung der Beschäftigten nicht die eigene Gesundheit vergessen dürfen. Hier sind eine bewusste Selbstfürsorge und Stressbewältigung die entscheidenden Hebel.