REGIONALE 2022-Auszeichnung und Förderung für Gesundheitszentrum Oerlinghausen
Das Gesundheitszentrum Oerlinghausen als Teil des Rahmenkonzepts „guLIP – gesundes Land Lippe“ ist REGIONALE 2022-Projekt. Annette Nothnagel, Leiterin der REGIONALE bei der OstWestfalenLippe GmbH, überreichte am 24.06.2020 die symbolhafte Auszeichnung in Form von Urkunde und Fahne an Landrat Dr. Axel Lehmann. Jens Kronsbein, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Regionale Entwicklung der Bezirksregierung Detmold, übergab außerdem den Förderbescheid in Höhe von 695.800 Euro aus dem Städtebauförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen an die Projektträger.
Mit guLIP – gesundes Land Lippe gestaltet der Kreis ein zukunfts-weisendes Modell für regionale Entwicklung der Gesundheitsversorgung. Drei Gesundheitszentren im Kreis Lippe sollen zur Sicherstellung der Versorgung entstehen, die unterschiedliche Modelle hausärztlicher, pflegerischer, therapeutischer und beratender Gesundheitsdienstleistungen vereinen.
Das Gesundheitszentrum in Oerlinghausen entsteht im historischen Kontorgebäude der Weberei von Carl Weber. Im Dachgeschoss dienen neue Beratungs- und Präventionsangebote im Bereich Gesundheit und Pflege zukünftig als Anlaufstelle und Quartierszentrum. Das verbindet sich mit weiterer Nutzung, wie eine Hausarztpraxis, eine Kindertagesstätte, eine Tagespflege und weitere soziale Dienste. Die öffentliche Nutzung des traditionsreichen Industriegebäudes und des umgebenden Parks beleben zudem den Ortskern von Oerlinghausen nachhaltig.
„Das guLIP-Konzept ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie zukunftssichere Gesundheitsversorgung und Pflege im ländlichen Raum funktionieren können - dieses Modell können auch andere Kreise und Kommunen übernehmen. Außerdem entsteht hier mitten in Oerlinghausen ein attraktiver Begegnungsort. Ich freue mich, dass wir das Gesundheitszentrum als REGIONALE-Projekt auszeichnen können und es noch in diesem Jahr eröffnen wird“, so Annette Nothnagel.
Abteilungsleiter Jens Kronsbein lobt den vielseitigen Ansatz des Projektes: „Das Gesundheitszentrum schafft spürbare Synergien: Ein stadtbildprägendes Gebäude in der Innenstadt wird wiederbelebt, die Menschen in Oerlinghausen bekommen ein vielseitiges Beratungsangebot, und die gesundheitliche Versorgung wird nachhaltig gesichert. Das historische Kontorgebäude wird zu einem lebendigen Zentrum für Oerlinghausen und beherbergt gleichzeitig hochmoderne Dienstleistungen. Das trifft genau den Ansatz, den wir mit der REGIONALE 2022 verfolgen und fördern.“
Dr. Axel Lehmann, Landrat im Kreis Lippe nahm Auszeichnung und Förderung gemeinsam mit Marianne Petersmeier, Projekt-koordination guLIP Kreis Lippe entgegen. „Der Kreis Lippe ist mit dem Konzept guLIP überregionaler Vorreiter. Im Gesundheits-zentrum schaffen wir eine Anlaufstelle für Lipperinnen und Lipper. Sie wollen sich umfassend zu gesundheitlichen und sozialen Fragestellungen beraten lassen. Das Interesse am Thema Pflege und andere Gesundheitsthemen wird in den kommenden Jahren weiter steigen, auf diesen Bedarf reagieren wir. Wir bieten modernste medizinische Versorgung, bespielweise auch Telemedizin ist im Gesundheitszentrum möglich“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann.
Das UrbanLand-Board als Entscheidungsgremium der REGIONALE 2022 hatte das Gesundheitszentrum Oerlinghausen bereits im November 2019 mit dem A-Beschluss zum REGIONALE-Projekt gemacht. Insgesamt stehen sieben Projekte der REGIONALE 2022 fest; 117 Projektideen sind eingereicht.
Der neue Webauftritt der REGIONALE 2022 gibt weiterführende Informationen: www.urbanland-owl.de
Dr. Axel Lehmann (3.v.l.) nahm REGIONALE-Urkunde und Fahne von Annette Nothnagel (2.v.r.) und den Förderbescheid von Jens Kronsbein (2.v.l.) entgegen. Dabei waren Investor Dieter Brechmann (links), Bürgermeister Dirk Becker (3.v.r.) sowie Marianne Petersmeier (rechts).
„Um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbständig machen.“ Mit sechzehn Jahren startete die heute 29 jährige Stefanie Dowe in die 3-jährige Ausbildung zur Augenoptikerin in einem traditionsreichen Fachgeschäft in Herford. Den Bezug zum Augenoptikerberuf bekam sie schon sehr früh, da ihre Mutter mit ihr seit dem Kindergartenalter zum Optiker ging.
„Um nicht länger die Auszubildende im Betrieb zu bleiben“ erklärt sie, wechselte sie nach ihrer Ausbildung zu einem anderen traditionellen Optikerfachgeschäft in Bünde. „Dort konnte ich mich nicht gut ins Team integrieren und ich klopfte nach ein paar Monaten bei meinem Ausbildungsbetrieb an die Tür.“ erzählt die heutige Augenoptikermeisterin und Geschäftsführerin von zwei Optikerfachgeschäften. Das Optikerfachgeschäft hatte allerdings nur eine Halbtagsstelle frei, die sie trotzdem annahm. Da sie aber schon recht früh auf eigenen Beinen stand, reichte eine Halbtagsstelle nicht aus und sie arbeitete nebenbei als 450€ Kraft an der Kasse eines Lebensmittelhändlers. Nach anderthalb Jahren konnte sie dann endlich bei ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb auf Vollzeit aufstocken. Den 450€ Job behielt die geschäftstüchtige Optikerin aber noch weitere vier Monate lang.
Ein paar Jahre später begann die zu dem Zeitpunkt 24 Jahre alte Stefanie Dowe, dann ihre Meisterausbildung in Teilzeit. „In dieser Ausbildung erlernte ich so viel mehr und erweiterte meinen Horizont, was alles möglich war. Ich war motiviert, wollte dieses Wissen anwenden und umzusetzen.“ erinnert sie sich noch lebendig. „Ich kam dann zu dem Entschluss, um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbstständig machen.“
Stefanie Dowe begann im Internet zu recherchieren und schlug in Fachzeitschriften nach, um herauszufinden, ob im Umkreis Augenoptikerfachgeschäfte zu verkaufen wären. Doch erst auf der Internetseite der Augenoptikerinnung wurde sie fündig. Sie nahm dann Kontakt zu einer Unternehmensberatung auf. „Von dem Tag an ging alles ziemlich schnell.“ sagt sie. Sie fühlte sich dort in guten Händen und hatte immer einen Ansprechpartner an ihrer Seite. Die Innung teilte ihr mit, welche Geschäfte damals zum Verkauf standen.
Im nächsten Schritt musste die Optikermeisterin sich die zum Verkauf stehenden Geschäfte ansehen und sich entscheiden welches Geschäft sie künftig ihr Eigen nennen wollte. Nachdem sie ein Geschäft fand, dass ihr zusagte, lernte sie im nächsten Schritt die damalige Inhaberin kennen. „Ich versuchte dann alles über das Geschäft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Erfahrung zu bringen.“ erzählt sie. Und die Informationen überzeugten Stefanie Dowe. Also begann sie, sich über die Finanzierung und mögliche Fördermittel zu informieren. „Ich wandte mich an die Außenstelle der Betriebsberatung der Handwerkskammer in Detmold, um die Meistergründungsprämie zu beantragen und ging zu der Bank meines Vertrauens.“ beschreibt sie die nötigen Schritte zur Finanzierung ihres Traums vom eigenen Optikergeschäft. Mit dieser Hilfe konnte sie die Geschäftsübernahme schließlich umsetzen.
Anderthalb Jahre nach Stefanie Dowes Meisterausbildung war es dann soweit. Sie war Geschäftsführerin von „Stärker Sehen“ in Bad Salzuflen und im Kalletal. „Am 01.08.2018 begann für mich somit eine neue Aufgabe.“ berichtet sie nicht ohne Stolz. „Von der Idee bis zur Übernahme dauerte es nur acht Monate, was rückwirkend betrachtet ein Schnelldurchlauf gewesen ist.“ konstatiert sie. Heute würde sie sich etwas mehr Zeit nehmen. Doch durch den Rückhalt von Familie und Freunden hatte sie trotz des Schnelldurchlaufs keine Sorgen: „Ich wusste von Anfang an, wenn ich es möchte ist alles möglich“. Die heutige Inhaberin fühlte sich durch die genannten Anlaufstellen im gesamten Übernahmeprozess gut vorbereitet und beraten.
Auch heute ist Stefanie Dowe noch immer hoch motiviert, sich und ihr Geschäft weiter zu entwickeln. „Ich möchte noch mehr verwirklichen. Es ist noch lange nicht alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich möchte mit meinem 5-köpfigen, großartigen Team immer weiter wachsen. Wir haben schon unsere neuen Ziele definiert und planen die Umsetzung.“ Worte einer außergewöhnlich engagierten Unternehmerin.
Rückblickend war die Übernahme und der damit verbundene Schritt in die Selbständigkeit laut Stefanie Dowe die beste Entscheidung. „Ich habe jetzt die Freiheiten, die ich vorher vermisst habe und den Rückhalt, den ich brauche.“ erklärt sie. Die Freiheit, das ist das Schönste für die ambitionierte Unternehmerin. Dabei geniesst die Optikermeisterin auch die Beratung und den Bezug zu den Menschen im Ort.
Stefanie Dowe empfiehlt anderen Frauen, die sich vorstellen können ein Geschäft zu übernehmen, die Hilfe von den Kammern, Steuerberatern, Freunden, und Familie anzunehmen und sich einen Unternehmensberater zu suchen. Und sie hält noch einen besonderen Tipp parat: „Versucht vieles gelassen zu sehen, denn alles andere bringt euch nicht immer weiter. Hört auf das was ihr wollt und glaubt daran, dann kann man alles schaffen.“
Für Stefanie Dowe ist ihr Traum in Erfüllung gegangen. „Ich bin viel motivierter und glücklicher.“ resümiert sie und ist dadurch auch ein motivierendes Beispiel für andere Frauen – denn erfolgreiche Nachfolge ist weiblich!
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
Bild/Quelle: Stefanie Dowe - in Ihrem Geschäft "STAERKERSEHEN" | Banner: bga Gründerinnenagentur
„Man weiß nie was die Zukunft bringt.“ Vor rund zwanzig Jahren übernahm die zweifache Mutter und Druckformherstellermeisterin Inken Beckmann die traditionsreiche Druckerei Matz in Bielefeld. Sie hatte hier zuvor bereits 10 Jahre lang in dem von ihrer Mutter geführten Familienbetrieb als Betriebsleiterin gearbeitet. „Es war eine fließende Übernahme“ schildert sie den Ablauf der Übernahme. Auf dem Weg dorthin hat sie sich nicht nur von der Handwerkskammer als „neutraler Instanz“, wie sie sagt, gut beraten gefühlt. Auch die damalige Steuerberaterin ihrer Mutter, sowie die Steuerberaterin von Inken Beckmann selbst, begleiteten den Prozess optimal. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Übernahmeprozess funktionierte reibungslos.
Die Übernahme ließ sich von der Idee an, innerhalb eines Jahres realisieren. Im Jahr 2001 übernahm die Meisterin den Handwerksbetrieb schließlich, als ihre Mutter in den Ruhestand ging. Dabei machte sie sich damals trotzdem Sorgen, vor allem um die finanziellen Aspekte: „Mein Mann und ich hatten kurz zuvor erst ein Haus gekauft, dann stand die Firmenübernahme an und ich wurde schwanger.“ erinnert sie sich. Doch sie erhielt große Unterstützung von ihrer Familie und auch die vertrauensvolle Beziehung zu ihrer Steuerberaterin machte ihr Mut. So fühlte Inken Beckmann sich gut gerüstet, um Selbständigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen.
Nun führt sie den Familienbetrieb bereits seit 2001 mit großem Erfolg fort. Die Druckformherstellermeisterin findet dabei viel Motivation in ihrer Arbeit selbst. „Ich bin angetrieben vom Handwerk an sich, der Faszination von Druck und Papier, der kreativen Möglichkeiten. Ich liebe es Papier zu fühlen, zu sehen und den Druck zu riechen.“ Beschreibt sie einprägsam ihren Berufsalltag, der für sie auch Leidenschaft ist.
Als eingetragene Kauffrau beschäftigt Inken Beckmann drei Angestellte. Gemeinsam sorgen sie und ihr Team für die erfolgreiche Umsetzung von Ideen und für eine gute Zusammenarbeit mit der Kundschaft. Inken Beckmann führt die traditionsreiche Druckerei sehr erfolgreich, wie die lange Etablierung am Markt zeigt. Dabei setzt die erfahrene Handwerkerin vor allem auf Vertrauen: „Eine Übernahme oder der Schritt in die Selbständigkeit erfordert Vertrauen in die eigene Leistung, aber auch in das Urteil von Menschen, die hinter einem stehen.“ erklärt sie. Dieses Vertrauen ist ihr über die Jahre geblieben.
Die erfahrene Handwerksmeisterin rät angehenden Nachfolgerinnen, sich im Vorfeld gründlich beraten zu lassen und ruhig mehrere Meinungen einzuholen.
Für Inken Beckmann war es vor rund 20 Jahren die richtige Entscheidung den Betrieb zu übernehmen. „Allerdings war die rasante digitale Entwicklung in dem Maße noch nicht vorhersehbar. Man weiß nie was die Zukunft bringt.“ Und trotzdem bleibt sie am Markt bestehen, nicht nur wegen ihrer kreativen Ideen und Lösungen für Ihre Kundinnen und Kunden, sondern ganz sicher auch wegen der Begeisterung, die sie für ihr Handwerk bis heute aufbringt. Eine langandauernde Erfolgsgeschichte weiblicher Nachfolge in Bielefeld.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL anlässlich des Nationalen Aktionstags zur Unternehmensnachfolge durch Frauen am 21. Juni 2020.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
Foto: OstwestfalenLippe GmbH | Inken Beckmann in Ihrem Betrieb "Druckerei Matz"
„Seit der Übernahme ist das Geschäft „meins“. Zum 01. Januar 2020 übernahm die gelernte Buchhändlerin Silke Speckmann im beschaulichen Halle Westf. die alteingesessene Buchhandlung „Bunselmeyer“ und führt sie seitdem als „Bücher und Geschenke Speckmann“ fort. Fünf Jahre hatte die Mutter von Zwillingen hier bereits gearbeitet und das Unternehmen, die Kolleginnen und die Kundschaft kennen und schätzen gelernt. Dem Einzelhandel ist die erfolgreiche Nachfolgerin seit ihrer Kindheit verbunden, denn bereits als Schülerin arbeitete sie mit Begeisterung im elterlichen Ladengeschäft mit. „Ich mag vor allem den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden und die vielfältigen Beratungsgespräche – das ist mir während des Lock-Downs besonders aufgefallen – ein reiner Bürojob wäre nichts für mich. “
Die Leidenschaft für den Beruf erkannte auch der damalige Inhaber der Buchhandlung und erkundigte sich bei der Angestellten, ob sie sich eine Übernahme des Geschäfts nach seinem Renteneintritt vorstellen könne. So begann die erste Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge für Silke Speckmann, welche sich im April 2019 konkretisierte und sich in Form von Verhandlungen und Gesprächen bis in den Herbst 2019 hineinzog. Für einen Schritt wie diesen, eine optimale Zeitspanne. Die Gründerinnenagentur des Bundes empfiehlt, bereits bis zu einem Jahr vor der Übergabe in die Planungen einzusteigen.
Um sich optimal auf die Übernahme vorzubereiten besuchte Silke Speckmann zudem Seminare. „Um einen Überblick über alle zu bedenkenden Schritte zu erhalten und um mich mit anderen Buchhändlern auszutauschen, die ebenfalls ein Geschäft übernehmen wollten.“ erklärt sie. Auch ihr Mann konnte ihr auf Grund seines beruflichen Hintergrundes bei vielen Fragen helfen. Gemeinsam nahmen die beiden eine Beratung für Existenzgründer und Existenzgründerinnen bei der Pro-Wirtschaft GT wahr und suchten früh den Kontakt zu einem Steuerberater. „Durch all diese Unterstützungsmöglichkeiten habe ich mich gut vorbereitet gefühlt.“ resümiert die heutige Inhaberin. Zudem stand der frühere Geschäftsführer weiterhin mit wichtigen Informationen bzgl. des Geschäfts für die reibungsglose Übernahme zur Verfügung. So fühlte sich die Buchhändlerin, die den Trubel in der von Laufkundschaft geprägten Buchhandlung in der Sparkassenpassage sehr genießt, besonders gut informiert. „Die Übernahme hat sehr gut geklappt, obwohl die Vorbereitungen neben dem Weihnachtsgeschäft im Dezember schon recht anstrengend waren.“ erzählt sie. Doch ihr Planungsgeschick und Organisationstalent kamen ihr während dieser Zeit zugute und tragen noch heute dazu bei, dass sie Selbständigkeit und Familie sicher unter einen Hut bekommt. Und der Erfolg gibt ihr Recht.
Trotz des jungen Bestehens hat Silke Speckmann es bereits durch die Etablierung kreativer Angebote durch die erste Corona-bedingte Krise geschafft. Auch der Rollenwechsel von der Kollegin zur Chefin verlief positiv. Sie konnte alle Angestellten übernehmen und freut sich, sich immer auf ihr Team verlassen zu können. „Natürlich trage ich jetzt mehr Verantwortung und muss Entscheidungen treffen, aber genau das macht mir Spass und ich habe die Entscheidung das Geschäft zu übernehmen- trotz Corona- bis heute nicht bereut.“ fasst sie ihren Weg in die Selbständigkeit zusammen. Die Buchhändlerin hat durch ihre Übernahme nicht nur dazu beigetragen ein beliebtes Geschäft, sondern auch vier Arbeitsplätze im Kreis Gütersloh zu erhalten. Weibliche Nachfolge ist erfolgreich.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL anlässlich des Nationalen Aktionstags zur Unternehmensnachfolge durch Frauen am 21. Juni 2020.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
Foto: OstwestfalenLippe GmbH | Silke Speckmann in Ihrem Laden "Bücher und Geschenke Speckmann"
Zu unserer Online-Veranstaltung „Social Media Marketing“ am 19. Juni fanden sich insgesamt 24 interessierte Gründerinnen und Jungunternehmerinnen aus OWL ein. Als Kooperationspartnerin der Veranstaltung begrüßte Frau Rehmann-Decker, Leiterin der Servicestelle Wirtschaft im Kreis Paderborn, die Teilnehmerinnen und machte sie auf das vielfältige Unterstützungsangebot für Gründerinnen im Kreis Paderborn aufmerksam. Moderiert wurde das Seminar von Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL.
Unsere Referentin Michaela Heinze erklärte den Teilnehmerinnen zu Beginn der Veranstaltung was alles unter den Begriff „Social Media“ fällt. Denn hierzu zählen nicht nur die bekannten Plattformen wie Facebook oder Instagram. Sondern auch alle anderen digitalen Möglichkeiten, die Interaktionen z.B. durch Kommentarfunktionen zulassen, wie z.B. Google Maps oder Amazon.
Für Gründerinnen und Jungunternehmerinnen bieten jedoch die bekannten Plattformen wie Facebook, Xing, Instagram oder Youtube die beste Möglichkeit ins Social Media Marketing einzusteigen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass jede Plattform seinen eigenen Regeln folgt. Zudem ist die Wahl der Plattform auch abhängig davon, wieviel Zeit für das Social Media Marketing pro Woche zur Verfügung steht und was und wer dadurch erreicht werden soll.
Um ein effektives Marketing über eine Social Media Plattform realisieren zu können, müssen Unternehmerinnen sich also mit den Gepflogenheiten und Nutzungsmöglichkeiten der verschiedenen Plattformen vertraut machen. Erst dann kann entschieden werden, welche Plattform, den eignen, unternehmerischen Bedürfnissen am besten entspricht. Um dies herauszufinden können sich Gründerinnen laut Referentin im Vorfeld folgende Fragen stellen: Welches Ziel verfolge ich? Wer ist meine Zielgruppe? Und welche Features brauche ich, um mein Produkt oder meine Dienstleistung bestmöglich darzustellen?
Um das Ziel des eigenen Social Media Marketings zu definieren, können laut Michaela Heinze, auch folgende Fragen helfen: Möchte ich über Social Media Kundenakquise betreiben? Möchte ich Werbung schalten oder bin ich vielmehr an Marktforschung interessiert? Ist meine Zielgruppe auch auf der Plattform unterwegs, die ich nutzen möchte? Hierzu muss z.B. die Altersgruppe der Zielgruppe bestimmt werden und mit den Nutzungsstatistiken der gewünschten Plattform abgeglichen werden.
Sobald die Analyse der eigenen Marketing-Ziele getan ist, sollten Gründerinnen eine Plattform zum Einstieg wählen. Im Anschluss ist ein Redaktionsplan empfehlenswert, in dem auch geregelt ist, in welcher Häufigkeit etwas geteilt oder gepostet wird. Hierbei ist laut Referentin vor allem darauf zu achten eine zuverlässige Frequenz von Postings zu bewahren.
Es ist also gründliche Vorarbeit unerlässlich, um eine passende Social-Media-Strategie auszuarbeiten. Das Online-Seminar bot einen guten Überblick und Hilfsmittel für einen gelungen Einstieg.
Bild: Michaela Heinze | von links: Anna-Lena Lütke-Börding - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Frau Rehmann-Decker - Servicestelle Wirtschaft Kreis Paderborn | Michaela Heinze - Referentin
Kleine und mittelständische Unternehmen, welche knapp 99 % der deutschen Unternehmenslandschaft ausmachen, haben immer mehr Schwierigkeiten ihre Nachfolge sicherzustellen. Eine gesicherte Nachfolge ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland jedoch existenziell. Denn die KMU erwirtschaften 48 % der Umsätze und stellen 58% der Arbeitsplätze in Deutschland (Vgl. bga Nr. 38| 2015). Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn werden bis zum Jahr 2022 rund 150.000 Unternehmen vor der Übergabe stehen. Dies betrifft ca. 2,4 Mio. Arbeitsplätze deutschlandweit. Laut der Plattform www.nexxt-change.org suchen allein in OWL aktuell mindestens 130 Unternehmen eine geeignete Nachfolge. 48 % der Unternehmen haben dabei laut DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2019, Schwierigkeiten ihre Nachfolge zu sichern. Im Ergebnis drohen wertvolle Umsätze und Arbeitsplätze in OWL verloren zu gehen. Laut der bundesweiten Gründerinnenagentur spielen Frauen bei der Übergabe mit einem Anteil mit ca. 20 Prozent allerdings noch eine untergeordnete Rolle. Dabei suchen ein Drittel der Frauen mit Führungserfahrung nach einem Weg in die Selbständigkeit.
Die übergabebereiten Unternehmen werden immer stärker das weibliche Unternehmerinnenpotential ansprechen müssen, um ihre etablierten Wirtschaftsstrukturen auch künftig aufrechterhalten zu können. Und besonders für Managerinnen 50plus mit viel Berufserfahrung und Fachkompetenzen kann eine Nachfolge eine lohnenswerte Alternative zu einer Neugründung sein.
Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL stellt im Rahmen des Gründungsprojektes rund um den Aktionstag und darüber hinaus, erfolgreiche Unternehmensnachfolgerinnen aus OWL vor. Der seit 2008 jährlich stattfindende nationale Aktionstag unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Wirtschaft und Energie, soll gründungsinteressierte Frauen und Unternehmen davon überzeugen sich der Unternehmensnachfolge durch Frauen zu öffnen.Quelle: Bundesweite Gründerinnenagentur
Unchained Robotics, Robomantic, Formfreund Holzmanufaktur und Voltfang überzeugen beim Businessplan-Wettbewerb starklar OWL
Bielefeld, 19. Juni 2020. Am Donnerstagabend wurden die Gewinner des Businessplan-Wettbewerbs startklar OWL 2020 bekanntgegeben, der von der OstWestfalenLippe GmbH in Kooperation mit 22 Partnern durchgeführt wurde. Gesamtsieger ist Unchained Robotics. Das Start-up hat eine Steuerungssoftware für kollaborative Roboter in der industriellen Fertigung auf den Markt gebracht. Dafür erhalten die Paderborner Gründer ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Der Preis in der Kategorie „Hightech und Forschung“ geht an Robomantic (Bielefeld) für einen taktil-sensitiven Handschuh, mit dem Bewegungen und Berührungen der menschlichen Haut gemessen werden können. In der Kategorie „Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen“ überzeugte Formfreund aus Steinhagen die Jury mit dem Konzept einer nachhaltigen und individuellen Möbelmanufaktur. Voltfang wurde mit dem Preis in der Kategorie „Zukunft und Gesellschaft“ ausgezeichnet. Das Aachener Team hat einen Hausspeicher für Photovoltaik entwickelt, der aus wieder aufbereiteten Batterien von Elektroautos hergestellt wird. Die Gewinner in den drei Kategorien erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. Insgesamt hatten sich 59 Gründerteams an der diesjährigen Wettbewerbsrunde beteiligt, von denen 30 einen Businessplan eingereicht haben.
Rudolf Delius, stellvertr. Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Ostwest-falenLippe GmbH, zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen: „Wir freuen uns, dass so viele Gründerinnen und Gründer ihre Geschäftskonzepte ausgearbeitet und trotz der schwierigen Situation aufgrund der Corona-Krise den Sprung in die Selbständigkeit anstreben. Anzahl und Qualität der Wettbewerbsbeiträge zeigen, dass die Region ein gutes Ökosystem für Unternehmensgründungen bietet. startklar schafft wirkungsvolle Angebote, um Gründerinnen und Gründer bei der Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts zu unterstützen. Das unterstreichen die positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“ Die OstWestfalenLippe GmbH führt den Wettbewerb gemeinsam mit 22 Partnern durch, darunter die IHKs und die Handwerkskammer, die Wirtschaftsförderungsrichtungen der Kreise sowie der Städte Bielefeld und Paderborn sowie die Hochschulen der Region und weitere Organisationen. Hauptsponsoren von startklar sind die Sparkassen in OWL.
Jury lobt Pioniergeist, Kreativität und Leidenschaft
Die besten elf Teams hatten am Donnerstag der Jury ihr Konzept präsentiert. „Die Jury war begeistert von der Vielzahl hochkarätiger Geschäftskonzepte. Die Geschäftsideen decken ein breites Themenspektrum ab: Dazu gehören beispielsweise digitale Lösungen für IT-Security, agile Zusammenarbeit und Prozessoptimierung im sozialen Bereich. Aber auch Speicher für regenerative Energien und elektrische Lastenfahrzeuge, individuelle Designmöbel, eine Yoga-Plattform und intelligente Fertigungslösungen sind im Teilnehmerfeld. Die Gründerinnen und Gründer treiben ihre Ideen mit viel Pioniergeist, Kreativität und Leidenschaft voran“, erläutert Jurysprecher Hubert Böddeker, Vorstand der Sparkasse Paderborn-Detmold. „Vor diesem Hintergrund ist der Jury die Entscheidung sehr schwer gefallen. Die Sieger haben insbesondere durch ihr Alleinstellungsmerkmal, einen großen Kundennutzen, ein hohes Marktpotenzial und ein gutes Vertriebskonzept überzeugt. Wir sind uns aber sicher, dass sich viele weitere Geschäftskonzepte erfolgreich am Markt behaupten und den Wirtschaftsstandort OWL bereichern werden“, so Böddeker.
Im Rahmen des Wettbewerbs konnten die Gründungsteams verschiedene Angebote zur Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts nutzen. In Workshops und Themenspecials haben sie das Nutzenversprechen ihres Produkts entwickelt und ihr Geschäftsmodell strukturiert. Lotsinnen und Lotsen unterstützten mit Expertenwissen rund um die Gründung. Beraterinnen und Berater der Sparkassen gaben Empfehlungen für die Finanzierung. Und der Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen und Gründern half bei vielen Fragen des unternehmerischen Alltags.
Der Businessplan-Wettbewerb startklar OWL wurde zum sechsten Mal durchgeführt. Insgesamt haben an den sechs Wettbewerbsrunden 429 Teams teilgenommen, 225 davon haben einen Businessplan zur Bewertung eingereicht.
Gesamtsieger: Unchained Robotics, Paderborn
Mit einer Steuerungssoftware für kollaborative Robotik verfolgt Unchained Robotics das Ziel, industrielle Fertigungsprozesse für kleine und mittelständische Unternehmen flexibel und kostengünstig zu optimieren. Die aus Cobot, Industriekamera, Greifer sowie der entwickelten Software bestehende Komplettlösung automatisiert Pick & Place-Vorgänge im Produktionsprozess oder in der Logistik einfach und sicher. Auf Basis von Bilderkennung und Künstlicher Intelligenz kann das System auf beliebige Bauteile und Objektgrößen trainiert werden und ermöglicht den Unternehmen die größtmögliche Flexibilität. Aufträge bis hin zur Losgröße 1 können ohne aufwendige und kostenintensive Anpassungsmaßnahmen erledigt werden. Unchained Robotics versteht sich als Full-Service-Anbieter und bietet neben der Softwarelösung auch deren Implementierung in den Produktionsprozess sowie die Montage und Wartung der mitgelieferten Systemkomponenten an.
Kevin Freise, Mladen Milicevic & Anton Veynshter, www.unchainedrobotics.de
Kategorie „Hightech und Forschung“: Robomantic, Bielefeld
Das Team von Robomantic hat in seiner Forschungsarbeit am CITEC der Universität Bielefeld eine neuartige berührungsempfindliche Taktilsensorik auf der Basis von Hightech-Textilien entwickelt. Ihre Besonderheit liegt in der durchgängigen Elastizität der Sensorzellen, womit sie sich gut als künstliche Haut oder Roboterhaut beschreiben lässt. Die Sensoren lassen sich somit erstmals auch auf beweglichen weichen Objekten einsetzen und wie Textilien verarbeiten. Auf Basis dieser neuen Technologie bringt Robomantic einen Datenhandschuh auf den Markt, der als Messinstrument für Bewegungen und Berührungen der menschlichen Hand dient. Die hiermit lösbaren Aufgabenstellungen reichen von der Erforschung des haptischen Verhaltens von Menschen bis zur praxisbezogenen Verbesserung von Produkt- und Arbeitsplatzergonomie in der Industrie. Auf Grundlage der Taktilsensorik von Robomantic werden außerdem innovative Produkte in den Bereichen Robotik und Prothetik entwickelt und angeboten um Roboter sicherer zu machen und Prothesenträgern Fingerspitzengefühl zu verleihen.
Julia Niermann, Gereon Büscher & Alexander Jacob, www.robomantic.de
Kategorie „Industrie, Handwerk und Dienstleistungen“: FORMFREUND Holzmanufaktur, Steinhagen
Mit dem Aufbau der Formfreund Holzmanufaktur ist dem Tischlermeister und Produktdesigner Tim Brüggemann die erfolgreiche Übernahme einer traditionellen Bau- und Möbeltischlerei sowie deren Neuausrichtung in eine Manufaktur für hochwertige Designermöbel gelungen. Das Geschäftskonzept stützt sich auf ein breites Produkt- und Dienstleistungsangebot. Dieses umfasst neben klassischen Bereichen wie der individuellen Anfertigung von Möbeln, der Montage von Fertigbauteilen oder dem Innenausbau auch neu erschlossene Tätigkeitsfelder. Unter dem Dach des eigenen Labels FORMFREUND konnte beispielsweise eine eigene Möbelkollektion auf dem Markt etabliert werden. Diese beinhaltet hochwertige Designmöbel, die zumeist aus Massivholz gefertigt sind. Dabei werden Kunden aktiv eingebunden – vom Fällen des Baumes über das Zuschneiden der Teile bis zur Produktion des Möbelstücks. Vertrieben werden die Möbelstücke über verschiedene Onlineportale sowie den regionalen Einzelhandel. Über eine innovative Unternehmenskultur und umfangreiche Social Media-Aktivitäten begeistert das Unternehmen viele junge Menschen für das Tischlerhandwerk und wächst kontinuierlich.
Tim Brüggemann, www.formfreund-design.de
Kategorie „Zukunft und Gesellschaft“: Voltfang, Aachen
Durch den Ablauf der EEG-Förderung im Jahr 2021 fehlt Solaranlagenbetreibern der wirtschaftliche Anreiz, ihren durch Photovoltaik produzierten Strom in das Netz einzuspeisen. Stattdessen suchen sie nach Lösungen, die gewonnene Energie zu speichern und für den eigenen Bedarf zu nutzen. Zu diesem Zweck bietet Voltfang einen umweltfreundlichen und preiswerten Hausspeicher an. Dieser besteht aus wiederaufbereiteten Batterien von Elektroautos. Neben der Bereitstellung einer effizienten Speicherlösung adressiert Voltfang also auch das bisher wenig beachtete Entsorgungsproblem alter Autobatterien und umgeht gleichzeitig die Produktion komplett neuwertiger Akkumulatoren. Bei der Vermarktung seines Produkts setzt das Unternehmen auf eine Komplettlösung: neben der Produktion und Lieferung der Hausspeicher übernimmt es auch die Montage vor Ort.
Roman Alberti, David Oudsandji & Afshin Doostdar, www.voltfang.de
Die Jury
JProf. Dr. Sabrina Backs, Universität Bielefeld
Hubert Böddeker, Vorstand Sparkasse Paderborn-Detmold (Sprecher der Jury)
Sebastian Borek, Geschäftsführer Founders Foundation
Nico Clasing, Vorstand Stadtsparkasse Rahden
Prof. Dr. Anne Dreier, Rektorin Fachhochschule des Mittelstands
Volker Ervens, Vorsitzender des Vorstands Wirtschaftsinitiative Kreis Gütersloh
Peter Eul, Präsident Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
Oliver Flaskämper, Mitglied des Präsidiums IHK Ostwestfalen zu Bielefeld
Dr. Yvonne Gröning, Geschäftsführerin myconsult GmbH
Prof. Dr. Eckhard Koch, Vizepräsident Fachhochschule der Wirtschaft
Günter Korder, Geschäftsführer it‘s OWL Clustermanagement GmbH
Prof. Dr. Dennis Kundisch, Universität Paderborn (zugeschaltet über Video)
Maren Lampe, Vizepräsidentin IHK Lippe zu Detmold
Prof. Dr. Birka von Schmidt, VDI Ostwestfalen-Lippe Bezirksverein e. V.
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin Fachhochschule Bielefeld
Petra Spier, Unternehmensberaterin
Susanne Sorg, Vorstand EK/servicegroup eG
Prof. Dr. Andreas Welling, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe
startklar-Partner
Fachhochschule Bielefeld, Fachhochschule des Mittelstands, Fachhochschule der Wirtschaft, Founders Foundation, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Industrie- und Handelskammer Lippe, Interkommunale Wirtschaftsförderung Kreis Herford, it´s OWL, Kreis Lippe, Kreis Minden-Lübbecke, Kreis Paderborn, Pro Wirtschaft GT, OstWestfalenLippe GmbH, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, TecUp Universität Paderborn, Universität Bielefeld, VDI Bezirksverein OWL, Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE Bielefeld, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn.
Hauptsponsor
Sparkassen in OstWestfalenLippe
Weitere Sponsoren
BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Handwerkskammer OWL, HLB Stückmann & Partner, IHK Ostwestfalen, IHK Lippe, IKK classic, Schüco, WAGO, Wortmann & Partner Rheda-Wiedenbrück
Vertreter der Jury nach der digitalen Preisverleihung mit den vier Gewinnerteams (v.l.n.r.): Nico Clasing (Stadtsparkasse Rahden), Oliver Flaskämper (Dienstleistungsausschuss IHK Ostwestfalen), Prof. Dr. Anne Dreier (Fachhochschule des Mittelstands), Petra Spier, Prof. Dr. Birka von Schmidt (VDI OWL), Hubert Böddeker (Sparkasse Paderborn-Detmold), Sonja Pult (Founders Foundation), Yvonne Groening (my consult), Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (Fachhochschule Bielefeld) und Herbert Weber (OstWestfalenLippe GmbH). |
Unchained Robotics, Robomantic, Formfreund Holzmanufaktur und Voltfang überzeugen beim Businessplan-Wettbewerb starklar OWL
Bielefeld, 19. Juni 2020. Am Donnerstagabend wurden die Gewinner des Businessplan-Wettbewerbs startklar OWL 2020 bekanntgegeben, der von der OstWestfalenLippe GmbH in Kooperation mit 22 Partnern durchgeführt wurde. Gesamtsieger ist Unchained Robotics. Das Start-up hat eine Steuerungssoftware für kollaborative Roboter in der industriellen Fertigung auf den Markt gebracht. Dafür erhalten die Paderborner Gründer ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Der Preis in der Kategorie „Hightech und Forschung“ geht an Robomantic (Bielefeld) für einen taktil-sensitiven Handschuh, mit dem Bewegungen und Berührungen der menschlichen Haut gemessen werden können. In der Kategorie „Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen“ überzeugte Formfreund aus Steinhagen die Jury mit dem Konzept einer nachhaltigen und individuellen Möbelmanufaktur. Voltfang wurde mit dem Preis in der Kategorie „Zukunft und Gesellschaft“ ausgezeichnet. Das Aachener Team hat einen Hausspeicher für Photovoltaik entwickelt, der aus wieder aufbereiteten Batterien von Elektroautos hergestellt wird. Die Gewinner in den drei Kategorien erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. Insgesamt hatten sich 59 Gründerteams an der diesjährigen Wettbewerbsrunde beteiligt, von denen 30 einen Businessplan eingereicht haben.
Rudolf Delius, stellvertr. Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Ostwest-falenLippe GmbH, zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen: „Wir freuen uns, dass so viele Gründerinnen und Gründer ihre Geschäftskonzepte ausgearbeitet und trotz der schwierigen Situation aufgrund der Corona-Krise den Sprung in die Selbständigkeit anstreben. Anzahl und Qualität der Wettbewerbsbeiträge zeigen, dass die Region ein gutes Ökosystem für Unternehmensgründungen bietet. startklar schafft wirkungsvolle Angebote, um Gründerinnen und Gründer bei der Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts zu unterstützen. Das unterstreichen die positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“ Die OstWestfalenLippe GmbH führt den Wettbewerb gemeinsam mit 22 Partnern durch, darunter die IHKs und die Handwerkskammer, die Wirtschaftsförderungsrichtungen der Kreise sowie der Städte Bielefeld und Paderborn sowie die Hochschulen der Region und weitere Organisationen. Hauptsponsoren von startklar sind die Sparkassen in OWL.
Jury lobt Pioniergeist, Kreativität und Leidenschaft
Die besten elf Teams hatten am Donnerstag der Jury ihr Konzept präsentiert. „Die Jury war begeistert von der Vielzahl hochkarätiger Geschäftskonzepte. Die Geschäftsideen decken ein breites Themenspektrum ab: Dazu gehören beispielsweise digitale Lösungen für IT-Security, agile Zusammenarbeit und Prozessoptimierung im sozialen Bereich. Aber auch Speicher für regenerative Energien und elektrische Lastenfahrzeuge, individuelle Designmöbel, eine Yoga-Plattform und intelligente Fertigungslösungen sind im Teilnehmerfeld. Die Gründerinnen und Gründer treiben ihre Ideen mit viel Pioniergeist, Kreativität und Leidenschaft voran“, erläutert Jurysprecher Hubert Böddeker, Vorstand der Sparkasse Paderborn-Detmold. „Vor diesem Hintergrund ist der Jury die Entscheidung sehr schwer gefallen. Die Sieger haben insbesondere durch ihr Alleinstellungsmerkmal, einen großen Kundennutzen, ein hohes Marktpotenzial und ein gutes Vertriebskonzept überzeugt. Wir sind uns aber sicher, dass sich viele weitere Geschäftskonzepte erfolgreich am Markt behaupten und den Wirtschaftsstandort OWL bereichern werden“, so Böddeker.
Im Rahmen des Wettbewerbs konnten die Gründungsteams verschiedene Angebote zur Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts nutzen. In Workshops und Themenspecials haben sie das Nutzenversprechen ihres Produkts entwickelt und ihr Geschäftsmodell strukturiert. Lotsinnen und Lotsen unterstützten mit Expertenwissen rund um die Gründung. Beraterinnen und Berater der Sparkassen gaben Empfehlungen für die Finanzierung. Und der Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen und Gründern half bei vielen Fragen des unternehmerischen Alltags.
Der Businessplan-Wettbewerb startklar OWL wurde zum sechsten Mal durchgeführt. Insgesamt haben an den sechs Wettbewerbsrunden 429 Teams teilgenommen, 225 davon haben einen Businessplan zur Bewertung eingereicht.
Gesamtsieger: Unchained Robotics, Paderborn
Mit einer Steuerungssoftware für kollaborative Robotik verfolgt Unchained Robotics das Ziel, industrielle Fertigungsprozesse für kleine und mittelständische Unternehmen flexibel und kostengünstig zu optimieren. Die aus Cobot, Industriekamera, Greifer sowie der entwickelten Software bestehende Komplettlösung automatisiert Pick & Place-Vorgänge im Produktionsprozess oder in der Logistik einfach und sicher. Auf Basis von Bilderkennung und Künstlicher Intelligenz kann das System auf beliebige Bauteile und Objektgrößen trainiert werden und ermöglicht den Unternehmen die größtmögliche Flexibilität. Aufträge bis hin zur Losgröße 1 können ohne aufwendige und kostenintensive Anpassungsmaßnahmen erledigt werden. Unchained Robotics versteht sich als Full-Service-Anbieter und bietet neben der Softwarelösung auch deren Implementierung in den Produktionsprozess sowie die Montage und Wartung der mitgelieferten Systemkomponenten an.
Kevin Freise, Mladen Milicevic & Anton Veynshter, www.unchainedrobotics.de
Kategorie „Hightech und Forschung“: Robomantic, Bielefeld
Das Team von Robomantic hat in seiner Forschungsarbeit am CITEC der Universität Bielefeld eine neuartige berührungsempfindliche Taktilsensorik auf der Basis von Hightech-Textilien entwickelt. Ihre Besonderheit liegt in der durchgängigen Elastizität der Sensorzellen, womit sie sich gut als künstliche Haut oder Roboterhaut beschreiben lässt. Die Sensoren lassen sich somit erstmals auch auf beweglichen weichen Objekten einsetzen und wie Textilien verarbeiten. Auf Basis dieser neuen Technologie bringt Robomantic einen Datenhandschuh auf den Markt, der als Messinstrument für Bewegungen und Berührungen der menschlichen Hand dient. Die hiermit lösbaren Aufgabenstellungen reichen von der Erforschung des haptischen Verhaltens von Menschen bis zur praxisbezogenen Verbesserung von Produkt- und Arbeitsplatzergonomie in der Industrie. Auf Grundlage der Taktilsensorik von Robomantic werden außerdem innovative Produkte in den Bereichen Robotik und Prothetik entwickelt und angeboten um Roboter sicherer zu machen und Prothesenträgern Fingerspitzengefühl zu verleihen.
Julia Niermann, Gereon Büscher & Alexander Jacob, www.robomantic.de
Kategorie „Industrie, Handwerk und Dienstleistungen“: FORMFREUND Holzmanufaktur, Steinhagen
Mit dem Aufbau der Formfreund Holzmanufaktur ist dem Tischlermeister und Produktdesigner Tim Brüggemann die erfolgreiche Übernahme einer traditionellen Bau- und Möbeltischlerei sowie deren Neuausrichtung in eine Manufaktur für hochwertige Designermöbel gelungen. Das Geschäftskonzept stützt sich auf ein breites Produkt- und Dienstleistungsangebot. Dieses umfasst neben klassischen Bereichen wie der individuellen Anfertigung von Möbeln, der Montage von Fertigbauteilen oder dem Innenausbau auch neu erschlossene Tätigkeitsfelder. Unter dem Dach des eigenen Labels FORMFREUND konnte beispielsweise eine eigene Möbelkollektion auf dem Markt etabliert werden. Diese beinhaltet hochwertige Designmöbel, die zumeist aus Massivholz gefertigt sind. Dabei werden Kunden aktiv eingebunden – vom Fällen des Baumes über das Zuschneiden der Teile bis zur Produktion des Möbelstücks. Vertrieben werden die Möbelstücke über verschiedene Onlineportale sowie den regionalen Einzelhandel. Über eine innovative Unternehmenskultur und umfangreiche Social Media-Aktivitäten begeistert das Unternehmen viele junge Menschen für das Tischlerhandwerk und wächst kontinuierlich.
Tim Brüggemann, www.formfreund-design.de
Kategorie „Zukunft und Gesellschaft“: Voltfang, Aachen
Durch den Ablauf der EEG-Förderung im Jahr 2021 fehlt Solaranlagenbetreibern der wirtschaftliche Anreiz, ihren durch Photovoltaik produzierten Strom in das Netz einzuspeisen. Stattdessen suchen sie nach Lösungen, die gewonnene Energie zu speichern und für den eigenen Bedarf zu nutzen. Zu diesem Zweck bietet Voltfang einen umweltfreundlichen und preiswerten Hausspeicher an. Dieser besteht aus wiederaufbereiteten Batterien von Elektroautos. Neben der Bereitstellung einer effizienten Speicherlösung adressiert Voltfang also auch das bisher wenig beachtete Entsorgungsproblem alter Autobatterien und umgeht gleichzeitig die Produktion komplett neuwertiger Akkumulatoren. Bei der Vermarktung seines Produkts setzt das Unternehmen auf eine Komplettlösung: neben der Produktion und Lieferung der Hausspeicher übernimmt es auch die Montage vor Ort.
Roman Alberti, David Oudsandji & Afshin Doostdar, www.voltfang.de
Die Jury
JProf. Dr. Sabrina Backs, Universität Bielefeld
Hubert Böddeker, Vorstand Sparkasse Paderborn-Detmold (Sprecher der Jury)
Sebastian Borek, Geschäftsführer Founders Foundation
Nico Clasing, Vorstand Stadtsparkasse Rahden
Prof. Dr. Anne Dreier, Rektorin Fachhochschule des Mittelstands
Volker Ervens, Vorsitzender des Vorstands Wirtschaftsinitiative Kreis Gütersloh
Peter Eul, Präsident Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
Oliver Flaskämper, Mitglied des Präsidiums IHK Ostwestfalen zu Bielefeld
Dr. Yvonne Gröning, Geschäftsführerin myconsult GmbH
Prof. Dr. Eckhard Koch, Vizepräsident Fachhochschule der Wirtschaft
Günter Korder, Geschäftsführer it‘s OWL Clustermanagement GmbH
Prof. Dr. Dennis Kundisch, Universität Paderborn (zugeschaltet über Video)
Maren Lampe, Vizepräsidentin IHK Lippe zu Detmold
Prof. Dr. Birka von Schmidt, VDI Ostwestfalen-Lippe Bezirksverein e. V.
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin Fachhochschule Bielefeld
Petra Spier, Unternehmensberaterin
Susanne Sorg, Vorstand EK/servicegroup eG
Prof. Dr. Andreas Welling, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe
startklar-Partner
Fachhochschule Bielefeld, Fachhochschule des Mittelstands, Fachhochschule der Wirtschaft, Founders Foundation, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Industrie- und Handelskammer Lippe, Interkommunale Wirtschaftsförderung Kreis Herford, it´s OWL, Kreis Lippe, Kreis Minden-Lübbecke, Kreis Paderborn, Pro Wirtschaft GT, OstWestfalenLippe GmbH, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, TecUp Universität Paderborn, Universität Bielefeld, VDI Bezirksverein OWL, Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE Bielefeld, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn.
Hauptsponsor
Sparkassen in OstWestfalenLippe
Weitere Sponsoren
BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Handwerkskammer OWL, HLB Stückmann & Partner, IHK Ostwestfalen, IHK Lippe, IKK classic, Schüco, WAGO, Wortmann & Partner Rheda-Wiedenbrück
Vertreter der Jury nach der digitalen Preisverleihung mit den vier Gewinnerteams (v.l.n.r.): Nico Clasing (Stadtsparkasse Rahden), Oliver Flaskämper (Dienstleistungsausschuss IHK Ostwestfalen), Prof. Dr. Anne Dreier (Fachhochschule des Mittelstands), Petra Spier, Prof. Dr. Birka von Schmidt (VDI OWL), Hubert Böddeker (Sparkasse Paderborn-Detmold), Sonja Pult (Founders Foundation), Yvonne Groening (my consult), Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (Fachhochschule Bielefeld) und Herbert Weber (OstWestfalenLippe GmbH) |
Vor dem Hintergrund ihrer mehrjährigen Erfahrung als „remote“ Angestellte und „remote“ Führungskraft sowie aus ihrer Beratungspraxis leitete Teresa Bauer, Gründerin der Beratungsagentur „Get Remote“, den Workshop mit 53 Personalverantwortlichen aus Unternehmen und Institutionen aus Bielefeld und der Region OWL.
Zur Einführung einer dezentralen Arbeitskultur empfiehlt sie drei Phasen: Beginnend mit einer Strategie-Phase wird gemeinsam im Team ein Plan entwickelt, die die Vision formuliert und ein in sieben Bereiche geteiltes „Remote Canvas“ erarbeitet. Berücksichtigt wird hierbei, welche Zielgruppen von der neuen Arbeitskultur betroffen sein werden, z.B. Beschäftigte, Führungskräfte, Bewerberinnen und Bewerber sowie die Geschäftsführung. Wichtig ist, dass schon an dieser Stelle überprüft wird, welche Ressourcen vorhanden sind und ggf. ergänzt werden müssen im Hinblick auf Netzwerke und Tools. Schon in dieser Phase wird prognostiziert, wo eventuell Stolpersteine die Umstellung auf Remote Work behindern könnten und wie diese minimiert werden können.
Von zentraler Bedeutung für das „Remote Canvas“ ist der gemeinsam zu entwickelnde Teamkodex, welcher sowohl die formellen als auch die informellen Verhaltensweisen im Team bestimmt, etwa im Hinblick auf organisatorische Struktur, technische Zusammenarbeit, Kommunikation und Kultur im Remote-Team.
Die Ergebnisse aus der Strategie-Phase werden in die Leadership-Phase übernommen, in der die Führungskräfte das Konzept diskutieren und dann in die Anwendungs-Phase überführen. In regelmäßigen Abständen – zunächst engmaschiger in kürzeren, dann immer längeren Abständen – wird überprüft, wie die Umstellung auf Remote Work funktioniert. Dieser ständige Monitoringprozess sichert das dauerhafte Gelingen.
Teresa Bauer betont, wie wichtig es ist, die Beschäftigten bei der Einführung dieses Arbeitsorganisationsmodells von Anfang an mit einzubeziehen und etwaige Ängste und Unsicherheiten ernst zu nehmen. Denn die Umstellung kann für das „Gewohnheitstier“ Mensch auch Stress bedeuten, erst recht, wenn der Wechsel ins Homeoffice plötzlich und unvorbereitet – womöglich sogar unfreiwillig – erfolgen muss. Ihre Bedürfnisse sollten in den Mittelpunkt gerückt werden. So werden Zweifler mitgenommen und Befürworter verstehen, was hinter den Zweifeln der Kollegen und Kolleginnen steckt. Möglichst individuelle Vereinbarungen bzgl. Arbeitspaketen, Intensität der Kommunikation und inhaltlichen Abstimmung etc. können helfen, alle Beschäftigten individuell arbeitsfähig zu machen und ihre Produktivität zu sichern.
Auch gemeinsam festgelegte Leitlinien dazu, wie die Kommunikation strukturiert wird, unterstützen das erfolgreiche Arbeiten in dezentralen Teams, z.B. wie schnell Rückmeldungen zu erwarten sind (innerhalb einer Stunde, eines Tages …), in welchen Situationen wird eher zum Telefon gegriffen, wann wird auf die nächste Teamsitzung gewartet etc.
Teresa Bauer empfiehlt übrigens dringend, die Nutzung von Emails im Team möglichst weit einzuschränken, da ein ständig volles Emailfach lähmend wirken kann. Verschiedene digitale Tools helfen, sinnvolle Kommunikation aufrechtzuerhalten. Nur für die Außenkommunikation mit Kundinnen und Kunden empfiehlt sie weiterhin die übliche Nutzung von Emailkorrespondenz.
Als Video-Meeting-Tools kommen etwa Zoom, Webex oder Skype in Frage. Beim Management von Projekten unterstützen Online-Tools wie Trello, Asana oder Hive. Außerdem ist es sinnvoll über verschiedene Möglichkeiten von Cloud-Speichern nachzudenken, damit alle Remote-Beschäftigten immer Zugriff auf die aktuellsten Projektdateien haben und nicht schon allein deshalb ständigen Emailkontakt führen müssen.
Und was ist mit den informellen „Tür- und Angel-Gesprächen“ am Kaffeeautomat oder in der Teeküche, wenn Teams dezentral arbeiten? Auch in dieser Hinsicht können verschiedene digitale Tools eine neue Normalität und Informalität schaffen: Für den Büro-Chat können beispielsweise Tools wie Slack, Teams oder Circuit verwendet werden.
Zunächst klingt es etwas überwältigend, als Führungskraft all diese Faktoren ständig im Blick zu behalten und zu orchestrieren. Gerade am Anfang lohnt es sich jedoch, Zeit und Mühe in die Organisation des dezentralen Arbeitens zu investieren. Und oft stellt sich schneller als erwartet eine Routine ein. Eine gute Kommunikation im Team sowie der Monitoring-Prozess wirken sich positiv auf das Gelingen von Remote Work aus.
Vorteile von Remote Work können darin bestehen, dass die Life-Work-Balance erheblich günstiger und individueller gestaltet werden kann. So haben Beschäftigte mit Kindern oder Beschäftigte, die Angehörige pflegen, die Möglichkeit, Freiräume für familiäre Verpflichtungen zu schaffen und trotzdem eine anspruchsvolle Tätigkeit als Fach- oder Führungskraft weiterzuführen. Genauso kann es für jüngere Beschäftigte Freiräume schaffen, beispielsweise an ganz unterschiedlichen Orten der Welt zu arbeiten und zu leben. Die Bereitstellung dieser Form der Arbeitsorganisation trägt also zur Arbeitgeberattraktivität für Beschäftigte aller Altersgruppen und Geschlechter bei. Je öfter dieses Modell von weiblichen und männlichen Beschäftigten eingefordert und erfolgreich umgesetzt wird, desto mehr gehört es zur Unternehmenskultur. Diese zunehmende Selbstverständlichkeit befreit das Modell Remote Work auch von dem Vorurteil, dass dies nur für Frauen relevant ist, auch wenn sie besonders intensiv von diesem Arbeitsorganisationsmodell profitieren.
Foto: Teresa Bauer | Get Remote
Bildrechte: Get Remote
Unserer Einladung zum Online-Seminar „In 5 Tagen zu einer hybriden Arbeitskultur“ folgten Anfang Juni 29 Personalverantwortliche und Führungskräfte aus Unternehmen sowie Interessierte aus Institutionen aller Regionen OstWestfalen-Lippes.
Sowohl die Arbeitsorganisation als auch die Abläufe haben sich in vielen Unternehmen in den letzten Wochen stark verändert. Diese neue Form der Zusammenarbeit und Gestaltung braucht neue Spielregeln. Die Bedeutung des Selbst- und Aufgabenmanagements, aber auch der Arbeits-, Führungs- und Kommunikationskultur im Team nehmen zu. Die abgestimmte Orchestrierung ist mitentscheidend für eine gelungene Umsetzung.
Gemeinsam mit der Interkommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Gleichstellungsstelle des Kreises Herford reagierten wir damit auf die aktuelle Situation und den erhöhten Bedarf an Informationen und Wissen in diesem Zusammenhang.
Im Online-Seminar vermittelte Referent Andreas Dolle (Geschäftsführer ADM Institut, Paderborn), wie es vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen gelingen kann, gemischte Teams innerhalb von 5 Tagen erfolgreich zu einer hybriden Arbeitskultur zu führen.
Grundlegend sind die Anforderungen des Tagesgeschäfts und der Anspruch, diese in eine hybride Arbeitswelt zu übertragen. Dabei geht es zunächst um den Wissenstransfer. Es gilt zu dokumentieren, was getan werden muss, was jede und jeder wissen muss und die Identifizierung dessen, was von überall funktionieren sollte. Im Anschluss daran erfolgt die Auswahl der Tools, die für hybrides Arbeiten zur Verfügung stehen oder erworben werden müssen. Ein Teil der IT-Infrastruktur ist in der Regel schon vorhanden, aber gerade in diesem Bereich entwickeln sich die Anwendungsmöglichkeiten immer weiter. Um beurteilen zu können, welches Tool im individuellen Fall das richtige ist, empfiehlt Andreas Dolle die Erstellung einer „Möglichkeits- und Nötigkeitscheckliste“. In dieser Checkliste wird dokumentiert, was die einzelnen Tools können, aber auch, welche Anforderungen möglicherweise noch unzureichend sind. Diese Checkliste erlaubt dann eine Priorisierung und erleichtert die Auswahl.
Die Spielregeln für die neue Form der Zusammenarbeit müssen festgelegt werden. Hybrides Arbeiten ist dann erfolgreich, wenn jede Aufgabe, jedes Thema transparent geplant ist. Andreas Dolle machte dieses an einem Praxisbeispiel aus dem eigenen Unternehmen deutlich: Ein Buchprojekt wurde von 8 Mitarbeitenden über drei Zeitzonen innerhalb von 10 Arbeitstagen erfolgreich dank hybridem Arbeits- und Wissensmanagement umgesetzt.
Im Verlauf des Online-Seminars beantwortete Andreas Dolle die Fragen der Teilnehmenden aus dem Chat. Es ging unter anderem um Themen wie Datenschutz, Zeitaufwand für Dokumentation, Auswahl und Eingewöhnung in neue Formate.
Die Wirkungen einer hybriden Arbeitskultur sind vielfältig und nachhaltig. „Alles, was wir im Tagesgeschäft neu lernen, können wir sofort erfassen, dokumentieren, informieren, umsetzen und kontrollieren“ resümiert Andreas Dolle. Der schnelle Aufbau von Wissen und Routinen für Abläufe macht auch neue Mitarbeitende schnell produktiv. Darüber hinaus herrscht eine hohe Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden, die Freude an ihrem Job haben und persönliches Wachstum erleben.
Das Online-Seminar wurde moderiert von der für den Kreis Herford zuständigen Kollegin Meike Stühmeyer-Freese.
Bildrechte: ADM-Institut Paderborn